PRÄVENTION

Ein Arztgespräch

1. Nicht rauchen!
2. Ernährung!
3. Bewegung!
4. Sonnenschutz!

Prävention

Allgemeine Empfehlungen zur Prävention

Nicht rauchen, wenig Alko­hol, viel Bewe­gung und gesunde Ernäh­rung – viele Maßnah­men und Verhal­tens­re­geln sollen dabei helfen, die Entste­hung von Krebs­er­kran­kun­gen zu verhin­dern oder zumin­dest die Erkran­kungs­wahr­schein­lich­keit zu mindern.

Die Wissen­schaft und Forschung hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten insbe­son­dere auch im Bereich Krebs und Krebs­prä­ven­tion viele Fort­schritte gemacht. Neben der Erfor­schung neuer Thera­pien, Behand­lungs­me­tho­den und Arzneien wurde auch unter­sucht, was eine Krebs­er­kran­kung über­haupt begüns­tigt. Mit diesem Wissen lassen sich Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ablei­ten, um somit das Risiko einer Erkran­kung zu minimieren.

Auf diesen Ansatz haben wir uns fokus­siert. Denn unse­rer Meinung nach sollte man nicht immer nur sein Augen­merk auf die Bekämp­fung einer Krank­heit legen, also wenn sie schon ausge­bro­chen ist. Viel­mehr sollte prophy­lak­tisch alles daran­ge­setzt werden, eine Erkran­kung im Vorfeld schon zu verhin­dern. Daher möch­ten wir Ihnen hier­mit folgende allge­meine Empfeh­lun­gen zur Präven­tion geben.

Kann man Krebs vorbeugen?

Krebs zählt für viele Menschen zu den furcht­erre­gends­ten Diagno­sen, die man sich vorstel­len kann. Und das nicht ohne Grund, stel­len Krebs­er­kran­kun­gen doch selbst die moderne Medi­zin immer wieder vor schein­bar unlös­bare Heraus­for­de­run­gen. Dabei unter­schei­det sich Krebs in einem zentra­len Aspekt sehr stark von ande­ren chro­ni­schen und schwer­wie­gen­den Krank­hei­ten wie zum Beispiel Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen oder Diabe­tes: Er erscheint vielen, wenn nicht sogar den meis­ten Menschen als etwas beson­ders schick­sal­haf­tes, das über einen kommt, dem man nicht entrinnt, und für das man eigent­lich selber nicht viel kann (von Rauchen und Lungen­krebs viel­leicht einmal abgesehen).

Doch ist dem wirk­lich so? Lassen sich Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen und Diabe­tes durch einen gesun­den Lebens­wan­del effek­tiv vermei­den, während Krebs einen irgend­wann befällt, wie eine Infek­tion? Die einfa­che Antwort: Nein. Zwar gibt es eine Reihe von Krebs­ar­ten, die auf sehr spezi­fi­sche, schlecht beein­fluss­bare Fakto­ren zurück­ge­hen, wie erbli­che, oder auch berufs­be­dingte Formen. Jedoch geht man davon aus, dass zwischen 30 und 50% aller Krebs­er­kran­kun­gen im Grunde vermeid­bar sind. [1] Damit bleibt zwar immer noch ein großer Anteil, der durch unbe­ein­fluss­bare Fakto­ren wie Alter, Gene­tik, Geschlecht, oder Umwelt­fak­to­ren bedingt wird, jedoch wird auch deut­lich, welches Poten­tial tatsäch­lich in der Krebs­prä­ven­tion steckt.

Basie­rend auf der exis­tie­ren­den Evidenz hat der World Cancer Rese­arch Fund (WCRF) eine Reihe von Verhal­tens­emp­feh­lun­gen zusam­men­ge­stellt, die effek­tiv zur Krebs­prä­ven­tion beitra­gen. Über diese Empfeh­lun­gen für einen gesun­den Lebens­wan­del hinaus soll­ten auch die indi­vi­du­el­len Vorsor­ge­un­ter­su­chun­gen für Frauen [2] und Männer [3], sowie die Empfeh­lung der STIKO zur HPV-Impfung [4] Erwäh­nung finden, da auch diese entschei­dend zur Vorbeu­gung von Krebs­er­kran­kun­gen beitra­gen können.

Die Empfeh­lun­gen des World Cancer Rese­arch Fund

Der WCRF ist eine inter­na­tio­nale, gemein­nüt­zige Verei­ni­gung im Bereich der Krebs­prä­ven­ti­ons­for­schung in Bezug auf Ernäh­rung, Gewicht und körper­li­che Akti­vi­tät. Im Folgen­den wurden die Empfeh­lun­gen des World Cancer Rese­arch Fund zusam­men­ge­stellt. [1] Dabei fällt auf, dass sich viele der Maßnah­men zur Reduk­tion des Krebs­ri­si­kos mit den Empfeh­lun­gen zur Vorbeu­gung ande­rer Krank­hei­ten wie Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen [5], Diabe­tes [6], Osteo­po­rose [7], Rücken­schmer­zen [8] und sogar Demenz und Alzhei­mer [9] decken. Anstatt also im Ange­sicht der viel­fäl­ti­gen gesund­heit­li­chen Bedro­hun­gen der moder­nen Welt und den gefühlt unzäh­li­gen restrik­ti­ven Maßnah­men zu resi­gnie­ren, sollte man Zuver­sicht schöp­fen aus der Erkennt­nis, dass im Prin­zip eine über­schau­bare Anzahl von Maßnah­men bereits genügt, um quasi das ganze Spek­trum der Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten zu bekämpfen.

Diese Maßnahmen können bei der Prävention einer Krebserkrankung helfen:

1. Mit dem Rauchen aufhören

Lieber mal Dampf ablassen statt ständig qualmen.
Lieber mal Dampf ablas­sen statt stän­dig qualmen.

Eine Empfeh­lung, die nur wenig weite­rer Erklä­rung bedarf. Rauchen erhöht neben dem Lungen­krebs­ri­siko auch das Risiko für Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen und chro­nisch-obstruk­tive Lungen­er­kran­kung (COPD) und ist damit ein entschei­den­der Faktor bei der Entste­hung der Haupt­to­des­ur­sa­chen in Europa. Ein Rauch­ver­zicht lohnt daher in jedem Alter und unab­hän­gig davon, wie viel und wie lange geraucht wurde. [1,10]

2. Über­ge­wicht vermeiden

Über­ge­wicht im Allge­mei­nen und eine Zunahme der Fett­masse im Bauch­be­reich im Spezi­el­len stei­gern das Risiko für verschie­dene Krebs­er­kran­kun­gen, Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Diabe­tes, sowie Erkran­kun­gen von Verdau­ungs­trakt und Bewe­gungs­ap­pa­rat. Spezi­ell intra­ab­do­mi­nel­les Bauch­fett darf nicht als rein kosme­ti­sches Problem ange­se­hen werden, sondern als kran­kes Organ, das im höchs­ten Maße den Stoff­wech­sel, die hormo­nelle Balance und das Immun­sys­tem beein­flusst. Aus diesem Grund empfiehlt der WCRF, in Kind­heit und Erwach­se­nen­al­ter einen BMI im unte­ren Normal­be­reich anzu­stre­ben und Zunahme von Gewicht und Hüft­um­fang zu vermei­den. Als Norm­be­reich für Erwach­sene gelten ein BMI von 18,5–24,9kg/m^2 und ein Hüft­um­fang von 80cm für Frauen und 90cm für Männer. [1,11]

3. Regel­mä­ßige körper­li­che Aktivität

Gemeinsame Aktivitäten machen Spaß und halten Fit
Gemein­same Akti­vi­tä­ten machen Spaß und halten Fit

Körper­li­che Akti­vi­tät redu­ziert das Krebs­ri­siko, sowie das Risiko für Herz­kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Diabe­tes, Osteo­po­rose, Alzhei­mer, Rücken­schmer­zen, Depres­sio­nen und wahr­schein­lich noch vielen andere Erkran­kun­gen. Die moderne Gesell­schaft verbringt den größ­ten Teil des Tages sitzend und muss daher Wege finden, regel­mä­ßige Bewe­gung in den Alltag einflie­ßen zu lassen. Dabei gelten 150min mode­rate körper­li­che Akti­vi­tät in der Woche als Mini­mum für die kardio­vas­ku­läre Präven­tion. Für die Krebs­prä­ven­tion, sowie für Jugend­li­che wären 60min täglich erstre­bens­wert, wobei auch Bewe­gung darüber hinaus zusätz­li­che Vorteile bietet. Daher gilt die einfa­che Empfeh­lung, sitzende Tätig­kei­ten zu redu­zie­ren, zumin­dest mode­rat körper­lich aktiv zu sein und dabei die allge­mei­nen Empfeh­lun­gen am besten deut­lich zu über­schrei­ten. Dabei kann die Belas­tungs­art als sekun­där betrach­tet werden, solange sie regel­mä­ßig und für einen ange­mes­se­nen Zeit­raum ange­gan­gen wird. [1,5–9]

4. Viel Gemüse, Obst, Hülsen­früchte und Vollkorn

Eine pflan­zen­ba­sierte Ernäh­rung reich an stär­ke­ar­mem Gemüse, Obst, Hülsen­früch­ten und Voll­korn trägt effek­tiv zur Krebs­prä­ven­tion bei. Als stär­ke­rei­ches Gemüse gelten Kartof­feln, Süßkar­tof­feln, Mais, Yams, manche Kürbis­ar­ten und Kassava/Maniok, als Hülsen­früchte gelten alle Arten von Bohnen, Linsen, Erbsen und Kicher­erb­sen – alles andere, was auf dem Boden wächst und sich in der Gemü­se­ab­tei­lung des Super­mark­tes findet, kann als stär­ke­arm betrach­tet werden. Die genann­ten Lebens­mit­tel haben alle gemein­sam, dass sie wert­volle Ballast­stoffe liefern, einen hohen Sätti­gungs­ef­fekt erzie­len und dadurch Über­ge­wicht vorbeu­gen und eine Viel­zahl von soge­nann­ten sekun­dä­ren Pflan­zen­stof­fen enthal­ten. Gerade der zuletzt genannte Faktor trägt viel­leicht am meis­ten zum präven­ti­ven Poten­tial einer pflan­zen­ba­sier­ten Ernäh­rung bei. Denn obwohl man über den indi­vi­du­el­len Nutzen einzel­ner Inhalts­stoffe disku­tie­ren kann, ist es nur schwer bestreit­bar, dass tausende von chemi­schen Verbin­dun­gen, von denen viele einen gut doku­men­tier­ten Einfluss auf die mensch­li­che Gesund­heit haben, in ihrer Gesamt­heit die Entste­hung von Erkran­kun­gen beein­flus­sen können. Der WCRF empfiehlt daher die genann­ten Lebens­mit­tel­grup­pen in die meis­ten Mahl­zei­ten einzu­bin­den und dadurch auf mindes­tens 400g stär­ke­ar­mes Gemüse und 30g Ballast­stoffe zu kommen. [1]

5. Verzehr von Fast Food und ande­ren stark verar­bei­te­ten zucker‑, kohlen­hy­drat- und fett­rei­chen Lebens­mit­teln reduzieren

Diese Empfeh­lung sollte als Spie­gel­bild zur voran­ge­gan­ge­nen Maßnahme betrach­tet werden. Eine Ernäh­rung reich an Fast Food, Fertig­es­sen, Snacks, Back­wa­ren, Desserts und Süßig­kei­ten liefert zu viel, zu leicht verwert­bare Ener­gie, fördert dadurch Über­ge­wicht und geht meist auch mit einem gerin­gen Verzehr von Gemüse, Hülsen­früch­ten und Obst einher. Indem man also den Verzehr der unge­sun­den Lebens­mit­tel auf ein Mini­mum redu­ziert und sie einfach mit Gemüse und Hülsen­früch­ten ersetzt, trägt man auf mehre­ren Ebenen zur Krebs­prä­ven­tion bei. [1]

6. Keine zucker­hal­ti­gen Getränke konsumieren

Es ist bezeich­nend, dass den zucker­hal­ti­gen Geträn­ken eine eigene Empfeh­lung gewid­met ist. Im Gegen­satz zu eher unge­sun­der fester Nahrung, die als Genuss­mit­tel zumin­dest eine kleine Daseins­be­rech­ti­gung in der Ernäh­rung hat, sollte der Konsum zucker­hal­ti­ger Getränke am besten gar nicht erfol­gen. Soft­drinks, Ener­gy­drinks und alle ande­ren süßen Getränke bergen diesel­ben Gefah­ren wie Junk Food, nur dass sie aufgrund ihrer flüs­si­gen Natur noch weni­ger Poten­tial zur Sätti­gung bieten. Frucht­säfte werden dabei nicht ganz so hart verur­teilt, gehen jedoch mit demsel­ben Risiko der Gewichts­zu­nahme einher und soll­ten auf ein Mini­mum redu­ziert werden. Idea­ler­weise sollte der Flüs­sig­keits­be­darf mit Wasser, sowie unge­süß­tem Tee und mode­ra­ten Mengen Kaffee gedeckt werden. [1]

7. Verzehr von rotem und verar­bei­te­tem Fleisch reduzieren

Neben dem Verzehr von Junk Food ist der über­mä­ßige Fleisch­kon­sum ein wesent­li­cher Bestand­teil der Ernäh­rung in Indus­trie­na­tio­nen, wobei spezi­ell rotes Fleisch zur Entste­hung von Krebs beiträgt. Obwohl rotes Fleisch wert­volle Nähr­stoffe bietet, sollte der wöchent­li­che Verzehr daher auf höchs­tens 700 bis 750g Rohware redu­ziert werden. Gänz­lich gemie­den werden soll­ten gepö­kelte, geräu­cherte und ander­wei­tig verar­bei­tete Fleisch­pro­dukte, da diese große Mengen Salz und oft sogar weitere krebs­er­re­gende Stoffe enthal­ten. Wenn man rotes Fleisch verzehrt, sollte man sowohl aus ethi­schen, als auch gesund­heit­li­chen Grün­den auf Fleisch aus Weide­hal­tung zurück­grei­fen, da dieses ein besse­res Profil von Fett­säu­ren und mehr Anti­oxi­dan­tien enthält. Außer­dem sollte man, wenn möglich, das Kochen mit hohen Tempe­ra­tu­ren, wie zum Beispiel Gril­len, meiden, da bei derar­ti­gen Garpro­zes­sen krebs­er­re­gende Substan­zen entste­hen. Wenn man diese Garme­tho­den dennoch verwen­det, sollte man das Fleisch dann am besten vorher mit Gewür­zen mari­nie­ren, da diese der Bildung besag­ter krebs­er­re­gen­der Substan­zen sehr effek­tiv entge­gen­wir­ken können. [1,12–14]

8. Keinen Alko­hol konsumieren

Die Empfeh­lung für Alko­hol ist ähnlich wie bei Rauchen sehr einfach gehal­ten: Idea­ler­weise meidet man ihn komplett. Selbst ein gerin­ger Konsum stei­gert das Krebs­ri­siko. Bei eini­gen Erkran­kun­gen in bestimm­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pen schei­nen sehr geringe Mengen Alko­hol zwar auch einen protek­ti­ven Nutzen zu haben, jedoch über­wie­gen nach aktu­el­lem Kennt­nis­stand eher die nega­ti­ven Aspekte. [1]

9. Unnö­tige Sonn­ein­strah­lung vermeiden

Sowohl Sonnen­brände als auch Sonnen­ein­strah­lung gene­rell stei­gern das Haut­krebs­ri­siko. Aus diesem Grund sollte vor allem exzes­si­ves Sonnen­ba­den ohne Sonnen­schutz konse­quent vermie­den werden. Jedoch ist man auch nicht gezwun­gen, die Sonne grund­le­gend zu meiden. Im Gegen­teil soll­ten viele Menschen durch­aus häufi­ger in die Sonne gehen, um die Vitamin-D-Produk­tion des Körpers anzu­re­gen. Tatsäch­lich ist nämlich ein Mangel an Vitamin D weit verbrei­tet in Europa und kann sogar eben­falls das Krebs­ri­siko stei­gern. Daher empfiehlt es sich, jeden Tag zwischen 20 und 30min Sonne auf die Haut zu bekom­men, jedoch davon abzu­se­hen, sich stun­den­lang in die pralle Sonne zu legen. Sieht man sich trotz­dem für längere Zeit der Sonne ausge­setzt, sollte man die Belas­tung mit Klei­dung und Sonnen­schutz redu­zie­ren. [1,15,16]

10. Die Brust geben, wenn möglich

Mutter­milch ist die mit Abstand beste Nahrung für ein neuge­bo­re­nes Kind, weswe­gen der WCRF in Einstim­mig­keit mit der WHO empfiehlt, Kinder für 6 Monate ausschließ­lich zu stil­len und anschlie­ßend bis zum zwei­ten Lebens­jahr beglei­tend die Brust zu geben. Dadurch hat das Kind im späte­ren Verlauf seines Lebens ein gerin­ge­res Risiko für die Entwick­lung von Über­ge­wicht und Adipo­si­tas und damit konse­quen­ter­weise auch für die Entste­hung von Krebs. Doch auch die Mutter profi­tiert davon, wenn sie ihr Kind stillt, da sie mit dieser Maßnahme effek­tiv ihr Risiko, an Brust­krebs zu erkran­ken senkt. [1]

11. Nahrungs­er­gän­zungs­mit­tel: Helfen Sie oder scha­den Sie?

Der WCRF empfiehlt, keine hoch­do­sier­ten Nahrungs­er­gän­zungs­mit­tel zur Vorbeu­gung von Krebs­er­kran­kun­gen einzu­neh­men. Dabei wird vor allem auf den gut doku­men­tier­ten Zusam­men­hang zwischen der Einnahme großer Mengen Beta-Caro­tin und einem gestei­ger­ten Lungen­krebs-Risiko bei Rauchern hinge­wie­sen, sowie auf weitere Studien, in denen kein Nutzen durch Vitamin-Präpa­rate gezeigt werden konnte. Grund­sätz­lich ist an dieser Empfeh­lung auch nichts auszu­set­zen, denn gerade synthe­ti­sche, hoch­do­sierte Vitamine können nicht gleich­ge­setzt werden mit der komple­xen Mischung von Mikro­nähr­stof­fen, die über die Nahrung aufge­nom­men wird. Nichts­des­to­trotz ist es auch etwa engstir­nig, das Thema Nahrungs­er­gän­zungs­mit­tel nur auf Vitamine herun­ter­zu­bre­chen. Schließ­lich zählen auch Pflan­zen­ex­trakte, Fett­säu­ren und Prote­ine zu diesem Bereich. Und auch wenn man über deren direk­ten Einfluss auf Krebs­er­kran­kun­gen strei­ten kann, so haben viele Präpa­rate doch einen aner­kann­ten Einfluss auf Begleit­erkran­kun­gen und Folge­er­schei­nun­gen. So haben Omega-3-Fett­säu­ren einen kardio­pro­tek­ti­ven Nutzen, über dessen Ausmaß man zwar disku­tie­ren kann, der jedoch grund­le­gend aner­kannt ist. Davon ausge­hend, dass viele Menschen eher unre­gel­mä­ßig fetten Fisch in ausrei­chen­der Menge essen, rückt das Omega-3-Präpa­rate in ein gänz­lich ande­res Licht, vor allem, wenn man wiederum berück­sich­tigt, dass sich Herz- und Krebs­er­kran­kun­gen viele Risi­ko­fak­to­ren teilen. Ein ande­rer Bereich, in dem Nahrungs­er­gän­zungs­mit­tel eine sogar sehr wich­tige Rolle spie­len, ist das soge­nannte Frailty-Syndrom. Dieser Begriff beschreibt im Wesent­li­chen den Zustand allge­mei­ner Gebrech­lich­keit bei älte­ren Menschen in Folge von Gewichts­ver­lust, Muskel­ab­bau und verrin­ger­ter Knochen­dichte. Es exis­tiert gute Evidenz, dass in dieser extrem katabo­len Stoff­wech­sel­lage die Ergän­zung der Ernäh­rung mit Prote­inen, Omega-3-Fett­säu­ren und sogar bestimm­ten entzün­dungs- und mild schmerz­hem­men­den Pflan­zen­ex­trak­ten Vorteile bietet. Berück­sich­tigt man dann noch, dass Alter ein gene­rel­ler Risi­ko­fak­tor für viele Krebs­er­kran­kun­gen ist und dass Krebs oft mit einem redu­zier­ten Ernäh­rungs­zu­stand einher­geht, reicht das, um das Thema Nahrungs­er­gän­zung und Krebs zumin­dest diffe­ren­ziert zu betrach­ten. Inso­fern sollte man die Empfeh­lung der WCRF so inter­pre­tie­ren, dass man von der unbe­grün­de­ten Einnahme hoch­do­sier­ter, synthe­ti­scher Vitamin-Präpa­rate absieht, ohne dabei das Thema Nahrungs­er­gän­zung grund­sätz­lich zu verteu­feln. [1,17–19]

12. Auf den ärzt­li­chen Rat hören! 

Nach einer Krebs­dia­gnose soll­ten Sie den Empfeh­lun­gen Ihres Thera­peu­ten folgen: Diese letzte Empfeh­lung mag für viele selbst­ver­ständ­lich wirken, wird jedoch den ein oder ande­ren auch über­ra­schen. So sollen Pati­en­ten, die die Diagnose Krebs erhal­ten haben, oder eine Krebs­er­kran­kung über­lebt haben, wenn möglich und nicht anders vom behan­deln­den Arzt ange­ord­net, den zuvor genann­ten Empfeh­lun­gen so weit wie möglich folgen. Diese Empfeh­lung ist im Grunde leicht nach­zu­voll­zie­hen, da es nach jeder Krebs­er­kran­kung zu Rezi­di­ven kommen kann und ein voran­ge­gan­ge­ner Krebs einen auch nicht davor schützt, Krebs in einem ande­ren Organ zu entwi­ckeln. Außer­dem ist davon auszu­ge­hen, dass diesel­ben Maßnah­men, die der Diagnose vorbeu­gen, auch das Voran­schrei­ten der Erkran­kung verlang­sa­men. Daher lohnt es sich zu fast jedem Zeit­punkt, Wert auf eine ausge­wo­gene Ernäh­rung und körper­li­che Akti­vi­tät zu legen, sowie krebs­för­dernde Einflüsse zu meiden. [1]

 


Quel­len­an­ga­ben:

[1] World Cancer Rese­arch Fund/American Insti­tute for Cancer Rese­arch. Conti­nuous Update Project Expert Report 2018. Recom­men­da­ti­ons and public health and policy impli­ca­ti­ons. Available at dietandcancerreport.org

[2] https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennungsuntersuchungen-fuer-frauen.html

[3] https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/vorsorge-und-frueherkennung/krebsfrueherkennungsuntersuchungen-fuer-maenner.html

[4]https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf?__blob=publicationFile

[5] Lanier, J. B., Bury, D. C., & Richard­son, S. W. (2016). Diet and Physi­cal Acti­vity for Cardio­vas­cu­lar Dise­ase Preven­tion. Ameri­can Family Physi­cian, 93(11), 919–924.

[6] Aune, D., Norat, T., Leit­zmann, M., Tonstad, S., & Vatten, L. J. (2015). Physi­cal acti­vity and the risk of type 2 diabe­tes: a syste­ma­tic review and dose-response meta-analy­sis. Euro­pean Jour­nal of Epide­mio­logy, 30(7), 529–542. https://doi.org/10.1007/s10654-015‑0056‑z

[7] Troy, K. L., Mancuso, M. E., Butler, T. A., & John­son, J. E. (2018). Exer­cise Early and Often: Effects of Physi­cal Acti­vity and Exer­cise on Women’s Bone Health. Inter­na­tio­nal Jour­nal of Envi­ron­men­tal Rese­arch and Public Health, 15(5). https://doi.org/10.3390/ijerph15050878

[8] Alzahrani, H., Mackey, M., Stama­ta­kis, E., Zadro, J. R., & Shir­ley, D. (2019). The asso­cia­tion between physi­cal acti­vity and low back pain: a syste­ma­tic review  and meta-analy­sis of obser­va­tio­nal studies. Scien­ti­fic Reports, 9(1), 8244. https://doi.org/10.1038/s41598-019–44664‑8

[9] Santos-Lozano, A., Pareja-Gale­ano, H., Sanchis-Gomar, F., Quin­dos-Rubial, M., Fiuza-Luces, C., Cristi-Montero, C., Emanuele, E., Garata­chea, N., & Lucia, A. (2016). Physi­cal Acti­vity and Alzhei­mer Dise­ase: A Protec­tive Asso­cia­tion. Mayo Clinic Procee­dings, 91(8), 999‑1020. https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2016.04.024

[10] http://www.euro.who.int/de/data-and-evidence/european-health-report/european-health-report-2012/fact-sheets/fact-sheet-leading-causes-of-death-in-europe

[11] Barchetta, I., Cimini, F. A., Cicca­relli, G., Baroni, M. G., & Cavallo, M. G. (2019). Sick fat: the good and the bad of old and new circu­la­ting markers of adipose tissue inflamm­a­tion. Jour­nal of Endo­cri­no­lo­gi­cal Inves­ti­ga­tion, 42(11), 1257–1272. https://doi.org/10.1007/s40618-019–01052‑3

[12] Daley, C. A., Abbott, A., Doyle, P. S., Nader, G. A., & Larson, S. (2010). A review of fatty acid profiles and anti­oxi­dant content in grass-fed and grain-fed beef. Nutri­tion Jour­nal, 9, 10. https://doi.org/10.1186/1475–2891‑9–10

[13] Turesky, R. J. (2018). Mecha­ni­stic Evidence for Red Meat and Proces­sed Meat Intake and Cancer Risk: A Follow-up on the Inter­na­tio­nal Agency for Rese­arch on Cancer Evalua­tion of 2015. Chimia, 72(10), 718–724. https://doi.org/10.2533/chimia.2018.718

[14] Sepah­pour, S., Sela­mat, J., Khatib, A., Manap, M. Y. A., Abdull Razis, A. F., & Hajeb, P. (2018). Inhi­bi­tory effect of mixture herbs/spices on forma­tion of hete­ro­cy­clic amines and muta­ge­nic acti­vity of gril­led beef. Food Addi­ti­ves & Conta­mi­nants. Part A, Chemis­try, Analy­sis, Control, Expo­sure & Risk Assess­ment, 35(10), 1911–1927. https://doi.org/10.1080/19440049.2018.1488085

[15] Cash­man, K. D., Dowling, K. G., Skra­ba­kova, Z., Gonza­lez-Gross, M., Valtu­ena, J., De Henauw, S., Moreno, L., Dams­gaard, C. T., Michael­sen, K. F., Molgaard, C., Jorde, R., Grim­nes, G., Moscho­nis, G., Mavro­gi­anni, C., Manios, Y., Thamm, M., Mensink, G. B., Raben­berg, M., Busch, M. A., … Kiely, M. (2016). Vitamin D defi­ci­ency in Europe: pande­mic? The Ameri­can Jour­nal of Clini­cal Nutri­tion, 103(4), 1033–1044. https://doi.org/10.3945/ajcn.115.120873

[16] Rose, A. A. N., Elser, C., Ennis, M., & Good­win, P. J. (2013). Blood levels of vitamin D and early stage breast cancer progno­sis: a syste­ma­tic review and meta-analy­sis. Breast Cancer Rese­arch and Treat­ment, 141(3), 331–339. https://doi.org/10.1007/s10549-013‑2713‑9

[17] Colussi, G., Catena, C., Novello, M., Bertin, N., & Sechi, L. A. (2017). Impact of omega‑3 poly­un­sa­tu­ra­ted fatty acids on vascu­lar func­tion and blood pres­sure: Rele­vance for cardio­vas­cu­lar outco­mes. Nutri­tion, Meta­bo­lism, and Cardio­vas­cu­lar Dise­a­ses : NMCD, 27(3), 191–200. https://doi.org/10.1016/j.numecd.2016.07.011

[18] Abdel­ha­mid, A. S., Brown, T. J., Brai­nard, J. S., Biswas, P., Thorpe, G. C., Moore, H. J., Deane, K. H., Summer­bell, C. D., Wort­hing­ton, H. V, Song, F., & Hooper, L. (2020). Omega‑3 fatty acids for the primary and secon­dary preven­tion of cardio­vas­cu­lar dise­ase. The Coch­rane Data­base of Syste­ma­tic Reviews, 3, CD003177. https://doi.org/10.1002/14651858.CD003177.pub5

[19] Perna, S., Alal­wan, T. A., Al-Thawadi, S., Negro, M., Parim­belli, M., Cerullo, G., Gasparri, C., Guer­ri­ero, F., Infan­tino, V., Diana, M., D’Antona, G., & Ronda­nelli, M. (2020). Evidence-Based Role of Nutri­ents and Anti­oxi­dants for Chro­nic Pain Manage­ment in  Muscu­los­ke­le­tal Frailty and Sarco­pe­nia in Aging. Geria­trics (Basel, Switz­er­land), 5(1). https://doi.org/10.3390/geriatrics5010016

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